Die Reblaus
Die Gründung des Pfropfhüslis hat mit dem Auftauchen eines kleinen Schädlings mit grosser Wirkung zu tun: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ereignete sich im europäischen Weinbau eine wahre Katastrophe. Aus Amerika wurde die Reblaus eingeschleppt. Von Südwesten her eroberte dieser Schädling innert weniger Jahrzehnte Rebberg um Rebberg. Auch am Bielersee hiess es bald: «Oh Graus, die Laus!» In allen Weingebieten wurde eifrig geforscht, wie man dem Übel begegnen könnte. Auf einem Kongress in Beaune schlug der Weinbauer Gaston Bazille die Methode vor, die Oberteile (Edelreiser) von Europäer-Reben auf die Unterteile (Wurzelstöcke) von Reblaus-resistenten Amerikaner-Reben aufzupfropfen. Das lag eigentlich nahe, denn aus Amerika war die Laus gekommen, und dort ging es den Reben nach wir vor gut.
Eine Zukunft verdient
In Twann wurde 1906 mit dem Pfropfhüsli eine Werkstatt erbaut, in welcher diese Arbeit ausgeführt werden konnte. Das Pfropfen rettete den Rebbau auch bei uns. 1932 wurde auf der andern Strassenseite das grosse Rebhaus gebaut, das heute Haus des Bielersee Weines heisst. Das Pfropfhüsli wurde fortan nur noch als Lager gebraucht, sein Zerfall begann. 100 Jahre nach seinem Bau ging es ihm beinahe an den Kragen – der einzigartige Zeitzeuge drohte zu verschwinden. Die CHAÎNE VINITERRA BIELERSEE erwarb das Haus, renovierte es und nutzt es heute als «Vinothek VINITERRA Bielersee».
Renovation des Pfropfhüsli im Jahre 2005